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aktualisiert
Montag, 08.01.2024 8:58

I156

1950 (ca.) | Kopie eines italienischen Oktavspinetts, anonym ca. 1600. Kopie von G. Moël (Villiers sur Marne)

Kopie eines italienischen Oktavspinetts, anonym ca. 1600. Kopie von G. Moël

Beschreibung: Das Oktavspinett, auch Spinettino oder Ottavino genannt, ist ein italienisches trapezförmiges Spinett. Die Kopie von G. Moël orientiert sich an dem anonymen Exemplar der italienischen Bauschule um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert, das sich im Kunsthistorischen Museum Wien befindet. Das Original besitzt eine sog. "inner/outer-Konstruktion". G. Moël hat hiervon offensichlich nur den "inneren" Teil, also das eigentliche Musikinstrument, kopiert; d.h., es ist nicht davon auszugehen, dass der "outer"-Teil des Instrumentes verloren gegangen ist. Es handelt sich um ein Tischinstrument (ohne Untergestell oder Beine). Seine Kopie besitzt (wie das Original) keinen Deckel. Zur Kopie gehört eine textile Transporthülle, in die zum Schutz ein fester Instrumentendeckel eingenäht ist.

Das Instrument klingt eine Oktave höher, also 4´, als Spinette mit 8´-Bezug. Ein auf 4´-Basis klingendes Instrument ist für ein besonderes Repertoire verwendbar, zum Beispiel für Renaissance-Tänze, oder in Ensembles für Renaissance- oder frühbarocke Musik.

Das Instrument ist "anspruchsvoll" zu spielen, weil sich die bespielbare Tastenfläche gegenüber dem sichtbaren Bereich nochmals verringert dadurch, dass sich die beiden Waagepunktlinien (UT/OT) der Tastenhebel bereits im hinteren Bereich der Tastenflächen befinden. Die Tasten sind also je nur im vorderen Bereich sicher anzuschlagen.

Über G. Moël ist bisher leider nichts außer diesem Instrument bekannt geworden. Das Instrument gilt daher derzeit als Unikat. Ich freue mich sehr über jede weitere Information!

Technische Daten:

Gewicht 4,2 kg
Maße:
• linke Wand 170 mm
• rechte Wand 392 mm
• Breite 682 mm
• Länge der Rückwand: 715 mm
• Korpushöhe: 122 mm
• Untertastenlänge 77 mm gesamt, 29 mm bis OT-Front
• Obertastenlänge 44 mm
• Stichmaß 486 mm

Ambitus: vier Oktaven c bis c'''' mit "kurzer Oktave" im Bass, 45 Tasten.
einchöriger Bezug (4'); Holzspringer mit Holzzungen und Delrin-Bekielung [statt ursprünglich wohl Lederbekielung], keine Piloten oder Regulierungsmadenschrauben.
Stimmtonhöhe 390 (780) Hz.
Rosette im Resonanzboden.

Signaturen etc.: Handschriftliche Signatur auf der Rückseite des Vorsteckers: "Restauration, Artistique et Copies d’Instruments Anciens - G. Moël - 1 Rue de la Concorde, Villiers sur Marne (Près Paris)"; handschriftliche Signatur auf Resonanzboden, nahe rechter Seitenwand, im Bereich des Anhangs: "GMoël"; wohl jüngeres Label auf der Rückseite des Vorsatzbrettes, links von der Signatur: "A = 390"; jüngeres Label mittig hinter Vorstecker, senkrecht auf Stimmstockfront: "Anti-clockwise tuned"; jüngerer Prägeaufkleber links hinter Vorstecker, senkrecht auf Stimmstockfront, bei den ersten fünf Wirbeln im Bass: "C F D G E" [Hinweis der "Belegung" der Wirbel im Bereich der "kurzen Oktave" im Bass].

Kopie eines italienischen Oktavspinetts, anonym ca. 1600. Kopie von G. Moël Kopie eines italienischen Oktavspinetts, anonym ca. 1600. Kopie von G. Moël
Kopie eines italienischen Oktavspinetts, anonym ca. 1600. Kopie von G. Moël
Kopie eines italienischen Oktavspinetts, anonym ca. 1600. Kopie von G. Moël Kopie eines italienischen Oktavspinetts, anonym ca. 1600. Kopie von G. Moël
Kopie eines italienischen Oktavspinetts, anonym ca. 1600. Kopie von G. Moël
Kopie eines italienischen Oktavspinetts, anonym ca. 1600. Kopie von G. Moël Kopie eines italienischen Oktavspinetts, anonym ca. 1600. Kopie von G. Moël

 

Provenienz: Erwerb im Instrumentenhandel bei Pooya Radbon (Wangen/Allgäu) im Juli 2020. Pooya Radbon hatte das Instrument unmittelbar zuvor bei http://www.friendsofsquarepianos.co.uk/ entdeckt, importiert und danach dem Pianomuseum Haus Eller angeboten.

Der Text in der Anzeige auf www.friendsofsquarepianos.co.uk lautete:

Ottavino of French origin, c. 1950, this instrument is based on the Ottavino Spinet now in the V&A Museum. It is inscribed in ink on the reverse of the name board “Restauration Artistique et copies d’Instruments Anciens G. Moël, 1 Rue de la Concorde, Villiers sur Marne (Près Paris)”.
The case appears to be of walnut. It was restored some years ago under the guidance of Malcolm Rose. It remains in very reasonable condition, and properly strung in iron & brass; the pitch is A=390; the tuning pins are new (anti-clockwise tuning was chosen, for practical reasons); some jacks have small repairs; all felts renewed and new delrin plectra. The bridge and bridge pins have been replaced. A packet of spare strings and a stringing schedule are included. However, it does now need some regulation and tuning.

Restaurierung: Jan Großbach (Frankfurt-Höchst), Januar 2021.